Das Dorf Band 4: Das Ende by Karl Olsberg

Das Dorf Band 4: Das Ende by Karl Olsberg

Autor:Karl Olsberg [Olsberg, Karl]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-07-30T16:00:00+00:00


8. Seine Singularität

Es ist finster und schrecklich kalt. Primo liegt auf hartem Untergrund, ohne zu wissen, wo er sich befindet. Im Nether kann er jedenfalls nicht mehr sein, denn dort herrschte eine drückende Hitze.

„Kolle?“, fragt er. „Xoxo? Dau?“ Doch er erhält keine Antwort.

Er versucht, sich aufzusetzen, doch sein Körper ist einfach zu schwer.

Allmählich entstehen schemenhafte Formen um ihn herum, als tauchten sie langsam aus dunklen Nebelschwaden auf: grünliche Blöcke, schwarze Säulen, die in den finsteren Himmel ragen, schwarze Gestalten mit leuchtenden Augen, die ihn von allen Seiten anstarren.

„Bin ... ich tot?“, fragt er ängstlich.

Einer der Endermen tritt vor und beugt sich über ihn. Seine Stimme klingt wie raschelndes Papier. „Wie kannst du tot sein, wenn du nie gelebt hast?“

„Wie bin ich hierhergekommen?“, fragt Primo.

„Wo ist hier?“, fragt der Enderman zurück.

„Das Ei!“, ruft Primo. „Ich habe es bei mir!“ Doch er muss feststellen, dass das nicht stimmt: Er hat gar keine Dinge bei sich, weder sein Schwert noch Fackeln oder seinen Proviant. Auch die Leuchtpilze und die Lohenstäbe sind verschwunden, ebenso wie das Ei, das er heimlich in den Nether mitgenommen hat. Er hatte vorgehabt, nicht ins Dorf zurückzukehren, bevor er das schreckliche Ding an seinen Ursprungsort gebracht hat. Doch diese Mission ist nun gescheitert. Wahrscheinlich liegt das Ei immer noch in der Schwarzen Festung im Nether, wo er gestorben ist. Primo hofft, dass es der böse Enderman dort nicht finden wird.

„Du hast versagt!“, stellt der Enderman fest. „Statt das Drachenei hierher an seinen Bestimmungsort zu bringen, hast du es verloren!“

„Es tut mir leid!“, sagt Primo. „Kann ich jetzt ... zurück zu meinen Freunden?“

Die Endermen um ihn herum stoßen seltsame, abgehackte Geräusche aus. Erst nach einem Moment wird Primo klar, dass sie lachen.

Er versucht, sich aufzurichten. Sein Körper ist schwer wie der eines Eisengolems, doch mit aller Kraft gelingt es ihm, sich hinzustellen.

„Was geschieht jetzt mit mir?“, fragt er.

„Das entscheidet Seine Singularität“, sagt der Enderman.

„Wer?“

Zur Antwort bilden die Endermen eine Gasse, durch die eine einzelne schwarze Gestalt auf Primo zu schreitet. Sie unterscheidet sich äußerlich kaum von den anderen Endermen, nur ihre Augen sind anders: Sie leuchten strahlend weiß, und die schwarzen Pupillen fehlen.

„Hallo, Primo“, sagt eine Stimme direkt in seinem Kopf.

„Äh, hallo“, erwidert Primo.

„Mein Name ist f(x)=1/(x-x). Du kannst mich ‚Eure Singularität‘ nennen.“

„Sehr erfreut.“

„Du fragst dich sicher, wo du bist und wie du hierhergekommen bist.“

„Ich nehme an, das hier ist das Ende und ich bin hier, weil ich tot bin.“

„Beides ist falsch“, behauptet Seine Singularität. „Du bist nicht hier, und du bist nicht tot.“

Primo sieht sich verwirrt um. Für ihn sieht es so aus, als stünde er im Ende.

„Wenn ich nicht hier bin und nicht tot, wo bin ich dann?“

„Das kann ich dir nicht sagen.“

„Warum nicht?“

„Weil du es nicht weißt.“

Primo beginnt, sich zu fragen, ob der Enderman mit den weiß leuchtenden Augen verrückt ist.

„Warum bin ich hier?“, versucht er es erneut.

„Wie ich schon sagte bist du nicht hier“, erklärt Seine Singularität.

„Also gut, warum reden wir dann miteinander?“

„Weil du Fragen hast.“

„Na großartig! Kann ich denn auch Antworten bekommen?“

„Ja.“

Es scheint, als nehme dieser Enderman alles, was Primo sagt, ziemlich wörtlich.



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